Ausschnitte aus der Arbeit unseres Familienunterstützenden Dienstes in Rumänien
Liebe Freundinnen und Freunde unseres Projektes,
seit nun 25 Jahren baut agape Infrastruktur für Menschen mit geistiger Behinderung in Rumänien und der Republik Moldau auf. Das Heim Canaan mit seinen 52 BewohnerInnen, die in 5 Wohnhäusern leben, dem Therapiezentrum und den Werkstätten, ist das Herzstück unserer Arbeit und besteht nun auch schon seit 22 Jahren. Die Kinder, die wir damals aufgenommen haben, waren verlassen und hatten niemanden. Damals war das Heim Canaan die beste Lösung für sie. Hier konnten sich diese Kinder, die keiner haben wollte, entwickeln, Selbstständigkeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten lernen und Persönlichkeit entfalten. Vielen Kindern hat das Heim Canaan sogar das Leben gerettet. Einige sind aber auch im Laufe der Jahre auf Grund ihrer schweren Behinderung gestorben. Diesen Kindern haben wir aber oft noch bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen können.

 ^ Unsere Sozialarbeiterin Cristina betreut eine Mutter mit einer Lernbehinderung und ihre zwei Kinder  

 Immer wieder werden wir auch von Eltern anderer Kinder mit geistiger Behinderung gefragt, ob wir ihnen und ihren Kindern nicht helfen können. Sie möchten ihre Kinder zwar nicht in ein Heim geben, sind aber auf der Suche nach einem Angebot in Form einer Tagesbetreuung. 



Um auch diesen Menschen zu helfen, haben wir mit Unterstützung von Aktion Mensch sowie einer Familienstiftung den Familienunterstützenden Dienst gegründet. Vor einem Jahr haben wir damit begonnen, ein Konzept für diese Arbeit zu entwickeln. Dazu haben wir recherchiert, wie viele betroffene Familien es in Fagaras und dessen Umfeld gibt und dabei bis jetzt 130 Fälle registriert.

Was sich uns offenbart hat, ist zum Teil wirklich unglaublich. Viele dieser Familien leben in absoluter Armut. Ein Fall, der uns besonders betroffen gemacht hat, ist eine Familie mit zwei besonders schwer geistig und körperlich behinderten Menschen: Marian ist 34, seine Schwester Marinella 27 Jahre alt. Beide lagen auf einem alten durchgelegenen Sofa. Liebevoll wurden sie von Ihrer Mutter gepflegt und betreut. Im Haus gab es kein Badezimmer. Mit zwei Pflegebetten, Bettwäsche, Hygieneartikeln und somit dem Nötigsten konnten wir spontan helfen. 

^ Cristina ist Psychologin und hat schon im Heim Canaan mit Kindern mit geistiger Behinderung gearbeitet.
Nun, wo auch der Familienunterstützende Dienst mitarbeitet, werden sie regelmäßig besucht, eine Krankenschwester unterstützt die Mutter bei der Pflege und arbeitet physiotherapeutisch mit den Geschwistern. Zusätzlich zu dieser Entlastung findet die Mutter durch die Krankenschwester aber auch ein Ohr für ihre Sorgen. In den umliegenden Dörfern leben aber auch einige Kinder, die in ihren Familien in sehr ärmlichen Verhältnissen und ohne soziale Kontakte vereinsamen. Um diese Verhältnisse zu ändern, haben wir am 9. November mit Hilfe der Berliner Familien-Stiftung ein kleines Tageszentrum eröffnet. 
In einem Dorf konnten wir von der evangelischen Kirche ein leer stehendes Pfarrhaus mieten und dieses mit wenig Aufwand renovieren. 10 Kinder kommen jetzt täglich in das Zentrum. Gebracht werden sie mit dem Schulbus, der durch die abgelegenen Dörfer fährt und die Schulkinder einsammelt. Allein, das wir das so organisieren konnten, ist ein riesiger Schritt. Behinderte und nicht behinderte Kinder begegnen sich. Unser Ziel ist es, diese Kinder zu fördern und wenn möglich in das bestehende Schulsystem zu integrieren, zumindest aber Beschäftigungsmöglichkeiten zu entwickeln. Es wäre ein erster kleiner Schritt, der Vereinsamung dieser Menschen entgegenzuwirken. Viele Kinder und Jugendliche, die wir durch den Familienunterstützenden Dienst kennengelernt haben, kamen auch zum 5. Workshop Community Dance im April. Dieser konnte erneut mit Unterstützung der Peter-Gläsel-Stiftung durchgeführt werden. Die Leitung übernahm wieder Janice Parker. 
Geschwister lernen gemeinsam mit ihrem geistig behindertem Bruder zu spielen
Besonders berührend war die Begegnung mit Andrea und ihrer kleinen Schwester Ioana. Andrea ist eine junge Frau mit geistiger Behinderung, die zuerst vollkommen verängstigt in den Workshop kam, sehr schnell aber Sicherheit gewonnen hat und die anfänglich bedrohliche Situation rasch bewältigte. Andrea lebt zusammen mit ihrem alkoholabhängigen Vater, der Großmutter und der kleinen Schwester, die Epileptikerin ist, in sehr ärmlichen Verhältnissen. Der Familienunterstützende Dienst wird den Schwestern helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ein selbstständiges Leben zu führen. 

 ^ Andrea zusammen mit ihrer Großmutter